Grube Brunndöbra
Die Grube Brunndöbra ist ein ehemaliges Schwerspatbergwerk in der Nähe der Stadt Klingenthal im oberen Vogtland.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage der Grube Brunndöbra
Das Abbaugebiet der Grube Brunndöbra erstreckt sich vom Goldberg bei Brunndöbra in nordwestlicher Richtung bis zum Pfaffenstein südlich von Hammerbrücke. Das zentrale Abbaugebiet befindet sich auf dieser Linie 500m südwestlich und südlich der Schneckensteinsiedlung. Das Werksgelände der Grube befindet sich am Zusammenfluß von Höllgrundbach und Schwarzbach im sogenannten „linkischen Grund“ oberhalb des heutigen Gewerbegebietes.
Geologie
Die Schwerspatlagerstätte Brunndöbra gehört zum Mineralgangsystem Schneckenstein, welches ein größeres Störungssystem darstellt das an eine bedeutende regionale Störung, der Hauptstörung Brunndöbra, gebunden ist. Die Schwerspatvererzung tritt hierbei ausschließlich in der Hauptstörung Brunndöbra mit ihren Fiedertrümern selbst auf. Die Hauptstörung Brunndöbra streicht NW-SE bis NNW-SSE und fällt im Durchschnitt mit 65° nach Südwesten ein. Sie ist nicht gleichmäßig mit Schwerspat (Baryt) vererzt, vielmehr gelangten Baryt oder Quarz bevorzugt zum Absatz. So gab, bzw. gibt es im Grubenfeld 9 größere abbauwürdige linsenartige Erzfälle die fast ausschließlich mit Baryt vererzt waren.
Diese sind:
- Linse I nördlich des Schurf 26
- Linse II im Bereich des Schacht 241
- Linse IIa im Bereich des Schacht 252
- Linse IIb im Bereich der Zentralschachthalde
- Linse III im Bereich des Schacht 244
- Linse IIIa zwischen Schacht 244 und 241
- Linse IV südlich des Schurf 48
- Linse V im Bereich des Schacht 344 sowie der Schürfe 40 und 49
- Tannenbachlinse
Verwendung des Baryts
Der in Brunndöbra geförderte und in Lengenfeld aufbereitete Schwerspat wurde hauptsächlich als Reduzierspat für die Gärungs-, Lacke- und Farbenchemie sowie allgemein für die Bariumchemie verwendet. Nur ein geringer Teil wurde als Belastungsspat für Bohrspülungen vertrieben. Als Farbspat, zur Herstellung von weißen Pigmentfarben, eignete sich der Baryt aus Brunndöbra, durch seinen Hämatitgehalt und der deshalb durchgehend rötlichen Färbung, nicht.
Geschichte
Bei dem als Schwerspatgrube Brunndöbra bezeichneten Bergwerk handelt es sich weitestgehend um das Uranerzbergwerk Schneckenstein der SAG / SDAG Wismut. Ende der 50er Jahre begann die Erkundung der Schwerspatvorkommen auf der Hauptstörung Brunndöbra. Bereits im 19. Jahrhundert ist Bergbau auf Eisenerz und Schwerspat durch den Vorderen Tannenberg-Fundschacht direkt auf der Hauptstörung bekannt. Durch den bereits auslaufenden Uranbergbau wurden größere Vorkommen bestätigt. In Folge wurde das Südostfeld der Grube im Bereich der Hauptstörung für den Schwerspatbergbau vorbereitet.
1960er Jahre
1960 begann die SDAG Wismut mit der Auffahrung des 1200m langen Wasserlösungsstolln Brunndöbra im Niveau der 655m-Sohle, welcher am 01. Juli 1960 mit dem Durchschlag auf den Hauptquerschlag 49 das Grubenfeld erreichte. Der größte Teil der Schachtanlagen allerdings wurde verwahrt und demontiert. Unterhalb der 655m Sohle wurde das Grubenfeld geflutet.
Im Dezember 1960 übergab die SDAG Wismut das Grubenfeld an den VEB Wolfram Zinnerz-Betrieb Pechtelsgrün. Bis Mitte der 60er Jahre wurde die Lagerstätte ausgerichtet und erkundet. 1964 wurde der Blindschacht I von der 655m-Sohle nach Übertage hochgebrochen und die Förderanlage auf der 775m-Sohle eingerichtet sowie die Sohlen 775m und 715m angeschlossen. 1966 wurde mit dem Abbau der Lagerstätte auf Abbauen zwischen der 655m-Sohle und der 715m-Sohle begonnen. Der geförderte Schwerspat wurde zunächst im Höllgrundtal auf Halde gefördert, da sich die ehem. Uranerzaufbereitung Lengenfeld (Objekt 31) im Umbau befand. Ab 1968 wurde der Schwerspat dann in dieser Aufbereitungsanlage im Wechsel mit Flußspat aus der Grube Schönbrunn aufbereitet. Am Mundloch des Stolln Brunndöbra im Höllgrundtal entstand das neue Betriebsgelände der Schwerspatgrube mit Werkstätten, Kaue, Verwaltungs- und Sozialgebäuden, Erzbunker und Holzplatz. Der Wasserlösungsstolln war zugleich Förderstolln und diente ebenfalls dem Belegschafts- und dem Materialtransport. Der einzig unverwahrt übergebene Maischacht 244 wurde zwischenzeitlich bereits verrohrt und stillgelegt und diente nun als Abwetterschacht. 1969 wurde, nachdem die letzten vogtländischen Zinnerz- und Wolframerzgruben stillgelegt wurden, der VEB Wolfram-Zinnerzbetrieb Pechtelsgrün zunächst in VEB Vogtlandgruben umbenannt und im Zuge der Umstrukturierung der DDR-Wirtschaft aufgelöst. 1970 wurde der VEB Fluß- und Schwerspatbetrieb Lengenfeld gegründet dessen Stammwerk die vogtländischen Gruben Brunndöbra und Schönbrunn sowie die Zentralaufbereitung Lengenfeld bildeten. Der Betrieb gehörte, einschließlich seiner weiteren Werke im Harz und in Thüringen, von da an zum VE Kombinat Kali.
1970er Jahre
Anfang der 70er Jahre begann die weitere Erkundung und Ausrichtung des nordwestlichen Zentralfeldes sowie des Nordwestfeldes. Nach der Weiterführung der Richtstrecke nach Nordwesten wurde zuerst der Blindschacht II bis über die 745m-Sohle hochgebrochen und dort auf den ehem. Schurf 26 durchschlägig. Der nach Übertage führende Schurf 26 diente als Abwetterschacht. Im Nordwesten des Grubenfeldes wurde der bereits verfüllte Waldschacht 344 wiederaufgewältigt und als Wetterschacht in Betrieb genommen. Als Abbauverfahren wurde hauptsächlich Firstenstoßbau angewandt, im Zentralfeld allerdings auch Teilsohlenbau mit Versatz. Zum Abbau der Linse IIb zwischen der 745m-Sohle und der Tagesoberfläche wurde im Bereich der überdeckenden Zentralschachthalde eine Gangstrecke unter diese Halde gefahren, diese Zentralschachtunterfahrung (ZUF) diente als Aus- und Vorrichtungsgrubenbau auch der Bewetterung, der Versatzförderung sowie dem Materialtransport und der Fahrung. Während des Vortriebs förderte diese Strecke selbst Schwerspat. In unmittelbarer Nachbarschaft wurde die Linse IIa mit einem Teilsohlenbau abbgebaut. Dieser wurde von Übetrage mit einer Wendel für den Einsatz von gleisloser Technik vorgerichtet. Die überdeckende Halde der Schürfe 22 und 23 sorgte für selbsttätigen Versatz. Ab Mitte der 70er Jahre wurde die Lagerstätte durch Tiefbohrungen unterhalb der 655m-Sohle erkundet.
1980er Jahre
Ab 1979 wurde der oberflächennahe Bereich entlang der gesamten Lagerstätte in Tagebauen gewonnen. Von 1987 an wurde so auch die Tannenbachlinse abgebaut, nachdem diese zuerst untertägig erkundet wurde.
1983 begann der Aufschluß des Grubenfeldes unterhalb der 655m-Sohle mit dem Vortrieb der Rampe Brunndöbra vom Höllgrundtal auf das Grubenfeld und in die Tiefe. Parallel dazu wurde der Maischacht gesümpft und das Füllort der 655m-Sohle zur Hängebank umgebaut, Materialtransporte und Seilfahrten erfolgten hier allerdings bis zum Schluß nur über einen Förderkübel. Auf dem Werksgelände im Höllgrundtal wurden zum Betrieb der Rampe zusätzliche Werkstätten, eine Mischanlage, eine Kompressorenstation, eine Wasserhaltungsanlage, eine weitere Trafostation sowie zusätzliche Verwaltungsgebäude gebaut. Die Rampe Brunndöbra erreichte Ende 1988 mit dem Durchschlag zum Maischacht das Grubenfeld auf dem Niveau von 495m. Die Rampe Brunndöbra wurde mit einem Querschnitt von 22m² und mit einer Neigung von 12,5 % aufgefahren. Sie war von Anfang an für die gleislose Förderung ausgelegt und für den Einsatz von straßentauglichen LKW vorgesehen. Neben diesen Ausrichtungsarbeiten der Lagerstätte unterhalb der Talsohle wurde 1988 im Südostfeld bereits die 625m-Sohle über das Gesenk 3 angeschlossen und der Abbau zwischen der 625m-Sohle und der 655m-Sohle aufgenommen.
1990er Jahre
1990 wurde der VEB Fluß- und Schwerspatbetrieb in die Fluß- und Schwerspat GmbH umgewandelt. Sich nun abzeichnende Verschlechterungen im Absatz unter marktwirtschaftlichen Bedingungen, vor allem in Osteuropa wie auch zunehmender Konkurenzdruck aus dem asiatischen Raum, aber auch der Hang zur schnellen Abwicklung von Großindustriebetrieben (die Fluß- und Schwerspat GmbH gehörte auch weiterhin zur Mitteldeutschen Kali AG) seitens der Treuhand führten zunächst dazu das die weiteren Auffahrungen am Fuß der Rampe Brunndöbra, trotz deren Fertigstellung, eingestellt wurden. Gleichzeitig wurde mit der Einstellung der Schwerspatförderung begonnen. Am 31. Januar 1991 wurde die letzte Tonne technologisch gewonnener Schwerspat zutage gefördert. Im Anschluß wurde mit der Demontage der untertägigen Einrichtungen und der Beseitung kontaminierter Materialien begonnen sowie die Grube zur Verwahrung vorbereitet. Am 05. Juni 1991 begann mit der Abschaltung der Pumpen die Flutung des Grubenfeldes unterhalb der 655m-Sohle. Diese wurde mit dem Austritt des Grubenwassers aus dem Mundloch der Rampe am 13. November 1991 abgeschlossen. 1992 wurde die Schwerspatgrube Brunndöbra von der bundeseigenen Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung stillgelegter Bergwerke mbH übernommen und verwahrt. Die Verwahrung wurde 1994 abgeschlossen. In der Lagerstätte Brunndöbra wurden von 1966 bis 1991 ca. 900000 Tonnen Schwerspat abgebaut und gefördert. Von den bis heute erkundeten 3,6 Millionen Tonnen Schwerspat wurden bisher also erst 1/4 abgebaut.
Quellen
- M. Schröder: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte des Königreichs Sachsen - Blatt Falkenstein. Engelmann, Leipzig 1915.
- Eva-Maria Ilgner, Wilfried Hahn: Die Schwerspatlagerstätte Brunndöbra und das Schwerspatvorkommen Schnarrtanne im Ostvogtland/Westerzgebirge. Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie, Sächsisches Oberbergamt, Freiberg 1998.
- Bergarchiv Freiberg 40146 - VEB Fluss- und Schwerspatbetrieb Lengenfeld.
- Wismut GmbH (Hrsg.): Chronik der Wismut. Chemnitz 1999, OCLC 84330928.
- Grubenbild der Lagerstätte Schneckenstein-Brunndöbra (Hauptsaigerriß Schwerspatbergwerk Brunndöbra, Grundriß 655m Sohle, Grundriß 745m Sohle)